Laut der Weltanschauung des Tantra schließen sich Spiritualität und Sexualität nicht aus. Um zur Erleuchtung zu gelangen muss der Mensch daher nicht in Askese und Selbstkasteiung leben, sondern soll erfahren, dass er bereits erleuchtet ist. Die Tantra-Massage kann ein Weg sein, um zu dieser Erkenntnis aus der Lehre des Tantra zu gelangen. Die Tantra-Massage bezieht sich auf diesen Ansatz und versteht sich als ganzheitlich, absichtslos und wertungsfrei.
Bei der Tantra-Massage geht es um das bewusste, respekt- und liebevolle Aufeinandertreffen zweier Menschen. Dabei gibt es die Rolle des Gebenden und die des Empfangenden. Der Gebende schenkt dem Empfangenden seine Verehrung, Hingebung und ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Empfangende darf ohne aktive Gesten der Dankbarkeit oder Gegenleistung all diese Geschenke entgegen nehmen. Durch die Ritualisierung des Ablaufs überwindet die Tantra-Massage das Urteil des Empfangenden und die Kreativität und das Ego des Gebenden. Sie gewinnt etwas Ikonisches.
Der Empfangende wird in seiner Männlichkeit oder Weiblichkeit verehrt, denn, so die Lehre des Tantra, sein Körper ist der Tempel des Göttlichen. Mann und Frau begegnen sich während der Tantra-Massage in ihrem göttlichen Anteil als Shiva - dem Bewusstsein, dem Männlichen - und Shakti - der Energie, dem Weiblichen. Unabhängig von Kriterien wie Schönheit, Alter, Gesundheit etc. ist daher jeder Körper gleich verehrenswert. Und zwar vorurteilsfrei, wertungsfrei. In voller Akzeptanz seiner Ganzheitlichkeit: kein Körperteil wird ausgeschlossen, auch nicht die (inneren und) äußeren Genitalien.
Der Orgasmus des Empfangenden bei der Tantra-Massage ist möglich, nicht aber Zielsetzung. Vielmehr geht es darum, den natürlichen Gang der Erregungswelle zu fördern, das Empfinden der Stimulation bewusster wahrzunehmen und so zu einem neuen Erleben von Sexualität zu gelangen. Dies kann das eigene Sexualleben fördern, Frauen langfristig einen intuitiveren Zugang zum Höhepunkt verschaffen, oder bei Männern psychologisch bedingten Erektionsstörungen sowie vorzeitiger Ejakulation entgegenwirken.
Das größte Geschenk der Tantra-Massage ist es jedoch, loslassen, genießen und sich selbst wahrnehmen zu dürfen. Zuneigung und Wärme, ja Streicheleinheiten für die Seele zu empfangen.